Prenzlau kehrt zurück zur Erdwärme
Fünf Meter pro Stunde in die Tiefe – wie funktioniert eigentlich Tiefen-Geothermie?
Am Thomas-Müntzer-Platz in Prenzlau rotieren rund um die Uhr Ingenieure, Geologen und Techniker im Schichtbetrieb. Doch tatsächlich spielt sich das eigentliche Geschehen in der Tiefe ab.
Die Grafik veranschaulicht die Funktionsweise der Tiefen-Geothermieanlage am Thomas-Müntzer-Platz 4 in Prenzlau. Aus 1000 Metern soll 44 Grad warmes Wasser für die Fernwärmeversorgung in der Stadt Prenzlau nutzbar gemacht werden Wasser.
Grafik: SWP
Bohrstänge mit der Bohranlage im Hintergrund.
Fotos (4): SPREE-PR/Petsch
Während sich der drehende Bohrkopf in die Tiefe frisst, werden mit einer speziellen Bohrspülung aus Wasser und Zusatzstoffen Sand, Ton und kleine Gesteinsstücke, das sogenannte Bohrklein, an die Oberfläche gespült und im Rüttelsieb gefiltert.
Ist ein Bohrabschnitt fertig, wird das gesamte Gestänge wieder nach oben gezogen. „Dann werden stabile Rohre aus Stahl in das Bohrloch eingesetzt und mit Zement fixiert“, erklärt der Projektleiter. Erst wenn diese Schicht ausgehärtet ist, beginnt die nächste Etappe – bis schließlich in tausend Metern Tiefe das 44 Grad warme Thermalwasser erreicht ist.
Projektleiter M. Zingelmann vor der Bohranlage.
Ein Rollenmeißel zum Einsatz der Bohrarbeiten.
Der Geologe Christian Buse prüft alle fünf Meter die entnommenen Proben zur Prüfung der Gesteinsschichten.
Proben vom Bohrklein
Alle fünf Meter werden Proben vom Bohrklein am Rüttelsieb genommen und vor Ort den Geologen der Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) übergeben. Sie sitzen gleich nebenan in einem Container. „Wir bestimmen unterm Mikroskop die Gesteinsarten“, sagt Christian Buse, Geologe von GTN. „Wir haben eine Prognose, wie die Schichtabfolge ist. Das wird mit den Proben verglichen und dokumentiert.“ So entsteht eine Art geologisches Tagebuch der Bohrung.
So geht’s weiter
An der Stelle, wo jetzt die Geologen arbeiten, soll im 2. Halbjahr 2027 die neue geothermische Heizzentrale stehen. Wenn ab Ende 2027 rund 130 Kubikmeter Thermalwasser pro Stunde gefördert werden, wird dessen Energie hier im Wärmetaucher an einen unabhängigen zweiten Wasserkreislauf abgegeben, Wärmepumpen heben nochmal die Temperatur auf 80 Grad, ehe die Fernwärme die Kunden erreicht.
Und was passiert mit dem heruntergekühlten Tiefenwasser? „Das leiten wir über den eigenen geschlossenen geothermischen Wasserkreislauf zurück in die Tiefe. Dafür bauen wir ab 2026 eine 1,3 Kilometer lange neue Thermalwasserleitung zu einem noch bestehenden Bohrloch aus dem Jahr 1989 hinter dem Krankenhaus“, erklärt Maximilian Zingelmann. „In der sogenannten Injektionsbohrung wird das Wasser in 1.000 Meter Tiefe zurückgeführt.“ Ein endlicher Wärmekreislauf, den künftig mehr Prenzlauer nutzen werden.